Der Fatima-Papst wird 100

Vor 100 Jahren, am 18. Mai 1920, wurde Karol Wojtyla in Polen geboren. Er sollte einer der größten Päpste der Geschichte und einer der bedeutensten Förderer der Botschaft von Fatima werden.

Mit Papst Johannes Paul II. schenkte uns Gott einen außergewöhnlichen Heiligen für die Neuzeit. Wie kaum einer vor ihm hat Johannes Paul II. während seines päpstlichen Wirkens (1978–2005) Menschen bewegt und zum Glauben geführt. Sein Lebensweg war gezeichnet von schweren persönlichen Leiden, von Festigkeit im Glauben und einem tiefen sozialen Gedanken. Mit seinen 104 apostolischen Auslandsreisen, der Einführung von Weltjugendtagen, zahlreichen Enzykliken, einer außergewöhnlichen Hingabe an die Muttergottes und einem entschiedenen Eintreten für das Leben, für Frieden, Gerechtigkeit und Verständigung zwischen Völkern und Religionen, wurde er zu einem leuchtenden Vorbild, zum Gewissen der Welt.

Sein Weg zu Jesus: Maria

„Totus Tuus“ – „Ganz der Deine“ – lautete sein auf die Muttergottes bezogener Leitspruch. Ein „M“ im Papstwappen steht für Maria. Sein ganzes Handeln hat Papst Johannes Paul II. stets am Vorbild der Gottesmutter ausgerichtet und von ihrer Hand ließ er sich führen. Keine Pastoralreise ohne den Besuch eines Marienheiligtums, ohne vor dem Bild der Madonna zu beten. Fatima, Lourdes, Guadalupe, Altötting, Kevelaer, Einsiedeln, Tschenstochau … Er hat sie alle besucht, die großen Marienwallfahrtsorte dieser Welt.

Ein besondere Beziehung zu Fatima

Und doch hat ihn kein Marienort so berührt wie Fatima. Es ist der 13. Mai 1981. Auf den Tag genau vor 64 Jahren erschien in Fatima drei kleinen Hirtenkindern die Madonna, um ihnen unter anderem diese Botschaft zu verkünden: „Auch der Heilige Vater wird viel zu leiden haben.“ Da passiert das Schockierende. Es ist 17.17 Uhr, soeben ist Papst Johannes Paul II. im offenen Wagen auf den Petersplatz gefahren, um die Pilger, die zur Generalaudienz gekommen sind, zu begrüßen. Als das Auto am Ende der Kolonnaden des Petersplatzes angelangt ist, fallen plötzlich Schüsse. Ein Attentäter schießt mehrfach auf Johannes Paul II. Eines der Geschosse aus einer Browning Parabellum, Kaliber 9, dringt in den Bauchraum des Papstes ein und verletzt ihn lebensgefährlich. Nur um Millimeter verfehlt es dabei die Hauptschlagader. Hätte es sie getroffen, wäre er nach wenigen Minuten gestorben. Sofort rast das Papamobil durch die Straßen Roms in die nahegelegene Gemelli-Klinik. Dabei hört man den Heiligen Vater noch die Worte flüstern: „Maria, meine Mutter … Jesus Barmherzigkeit!“ Dann verliert er das Bewusstsein.

Rettung durch Maria

In der Klinik wird ihm die Krankensalbung gespendet und unverzüglich beginnt eine komplizierte fünfstündige Operation, während der er in ständiger Lebensgefahr schwebt. Doch Johannes Paul II. überlebt. Seine erste Handlung danach ist der Dank an die himmlische Mutter, auf deren Fürsprache er gerettet wurde - und seinem Attentäter zu vergeben: „Ich bete für den Bruder, der mich getroffen hat und vergebe ihm ehrlich!“

Für Johannes Paul II. ist die Ausführung des Attentats am Fatima-Tag, dem 13. Mai, kein Zufall. Er glaubt fest, dass ein tiefer Zusammenhang zwischen den Geschehnissen besteht und sieht die Muttergottes von Fatima als seine Retterin. Schon ein Jahr darauf, am 13. Mai 1982 bricht er zu einer Dankwallfahrt nach Fatima auf und begegnet dort auch zum ersten Mal der damals noch lebenden Seherin Sr. Lucia dos Santos. Die beiden werden Freunde. Vor Hunderttausenden von Pilgern bekennt der Heilige Vater: „Nach dem Attentat auf dem Petersplatz vor einem Jahr, eilten meine Gedanken, kaum hatte ich das Bewusstsein wieder erlangt, sofort zu diesem Heiligtum, um dem Herzen Mariens, das mich aus der Gefahr errettet hat, meinen Dank zu bringen. Ich werde nicht müde zu wiederholen, dass ich alles, was geschehen ist, als einen besonderen Schutz der Gottesmutter betrachte.“

Noch zweimal danach wird Johannes Paul II. nach Fatima reisen, um der Muttergottes zu danken. Das Geschoss, das seine Hauptschlagader nur um Millimeter verfehlte, schenkt er der Madonna von Fatima. Es ist heute in die Krone der Pilgermadonna eingefügt.

Zum letzten Mal, schon schwer von seiner Parkinson-Krankheit gezeichnet, reist der 80-jährige Pontifex im Jahre 2000 nach Fatima, spricht dort am 13. Mai die früh verstorbenen Seherkinder Francisco und Jacinta selig und lässt das sogenannte „Dritte Geheimnis von Fatima“ veröffentlichen, in dem davon berichtet wird, wie der „Mann in Weiß“ niedergeschossen wird. Ein Bild, dass Johannes Paul II. ganz auf sich bezieht. 2002 ruft er ein Rosenkranzjahr für die gesamte Kirche aus und erfüllt damit die Bitte der Muttergottes, dieses Gebetes zu verbreiten. Am 2. April 2005, einem Herz-Märia-Samstag, holt ihn der Herr in den Himmel heim, ganz nah zu seiner himmlischen Mutter Maria.


Aus: Fatima Ruftn 2-2020, Foto: Archiv