Die heilige Corona

Jetzt wurde sie neu entdeckt: Die heilige Corona. Sie starb als Blutzeugin im 2. Jahrhundert in Syrien oder Ägypten. Unter anderen wird sie als Fürsprecherin bei Seuchen angerufen.

Wer hätte das gedacht? – Es gibt sogar eine heilige Corona. Das mag derzeit etwas makaber klingen, ist aber wahr.

Vielleicht wird sie in Viruszeiten als Fürsprecherin neu entdeckt? Dies umso mehr, da sie von alters her ausdrücklich als Schutzpatronin gegen Seuchen verehrt wird.

Die hl. Corona – auch Korona genannt – starb als Jungfrau und Blutzeugin für Christus in Syrien oder Ägypten in jugendlichem Alter 177 n. Chr., somit zur Zeit der Christenverfolgung im römischen Reich.

Dabei soll sie gemeinsam mit dem hl. Victor von Siena den Märtyrertod auf sich genommen haben. Als dieser Soldat seines christlichen Glaubens wegen gemartert wurde, habe Corona – sie war die Verlobte eines seiner Kameraden – ihn getröstet und ermutigt. Deshalb sei sie ebenfalls festgenommen worden. Es gibt auch Legenden, wonach sie Victors Frau gewesen sei.

Am 14. Mai feiert die katholische Kirche das Namensfest der hl. Corona, die besonders in Österreich und Bayern recht beliebt und in Tradition und Brauchtum verankert ist – so gibt es z. B. die Wallfahrtskirche St. Corona bei Staudach. Die orthodoxen Gläubigen halten ihren Gedenktag am 11. November, die altorientalische armenische Kirche am 10. November.

Kaiser Karl der Große soll sie bereits um ihre Fürsprache angerufen haben. Im Aachener Dom gibt es den Corona-Leopardus-Schrein, der zudem die Überreste des hl. Leopardus enthält.

Auch der Dom in Bremen birgt Reliquien dieser Blutzeugin, ebenso der Dom in Prag. In Österreich gibt es zwei Ortschaften mit dem Namen St. Corona.

Die Corona-Verehrung kam in der Spätantike (6. Jahr. n. Chr.) in das heutige Coronavirus-Gebiet, nämlich Nord- und Mittel-Italien. In Castelfidardo bei Osimo wurde eine heidnische Kultstätte durch eine der hl. Corona gewidmete Kirche ersetzt.

Kirchlich wird sie mit einer Palme (Sinnbild für mutiges Bekennertum) oder mit einer Krone dargestellt, denn ihr lateinischer Name bedeutet „Krone“; durch ihren Märtyrertod erreichte sie auch tatsächlich die „Krone“ des ewigen Lebens.

Die frühere österreichische Währung „Krone“ (Vorgänger des Schilling) leitet sich ebenfalls von der hl. Corona ab. Es gibt in der Alpenrepublik auch eine bekannte „Kronenzeitung“. In Wien existiert bis heute eine Apotheke „zur heiligen Corona“.

Einige alte Anrufungen orientieren sich am Gleichklang von Corona und der österreichischen Kronen-Währung. So wurde die Heilige zur „Schatzmeisterin“ im Himmel erkoren. Das ließen sich manche Schatzgräber nicht zweimal sagen. Für sie gab es in Österreich und Böhmen eigene „Kronen-Gebete“ zum Auffinden verborgener Schätze. Im religiösen Brauchtum gibt es nicht selten fließende Grenzen vom Glauben zum Aberglauben. Auch als „Gebieterin böser Geister“ war sie in der Volksfrömmigkeit verankert.

In Österreich gab es früher zahlreiche Wallfahrtsvereine mit ihrem Namen. Man pilgerte z. B. gerne zum Wallfahrtsort St. Corona am Schöpfl in Niederösterreich. Dort bestand bereits im 15. Jahrhundert eine Kapelle mit einem Heilbrunnen. Die Wiener Geschäftsleute besuchten die Wallfahrtskirche St. Corona am Wechsel.

Katholiken können damals wie heute beten: Heilige Corona, bitte für uns! Möge der HERR uns durch deine Fürsprache beistehen an Leib und Seele!

Von Felicitas Küble


Aus: PUR-magazin 4-2020, Foto: Archiv