Papst erlaubt Wallfahrten nach Medjugorje

Am 12. Mai 2019 hat Papst Franziskus offizielle katholische Pilgerfahrten an den Marienwallfahrtsort Medjugorje in Bosnien-Herzegowina erlaubt, die Marienbotschaften dort aber noch nicht anerkannt.

Während die Kirchenleitung zögerte, eine Prüfungskommission nach der anderen aufstellte und Delegaten zur Recherche entsandte, hat das Kirchenvolk längst mit den Füßen abgestimmt. Für sie ist, was sich seit 1981 in einem kleinen Dorf der Herzegowina 20 Kilometer westlich von Mostar abspielt, Grund genug, dort hinzupilgern. Und so gehört Medjugorje heute zu den größten Marienwallfahrtsorten der Welt. Am 12. Mai 2019 hat nun Papst Franziskus offizielle katholische Pilgerfahrten in den Wallfahrtsort erlaubt. Damit hat der Papst zwar noch nicht die Echtheit der Erscheinungen offiziell anerkannt, aber einen weiteren Schritt und diese Richtung unternommen.

Seit Juni 1981 berichten Seher(kinder), dass sich dort fast täglich Marienerscheinungen ereignen, mehr als 40.000 in den letzten 38 Jahren. Mal nur für einen der sechs Seher, mal für mehrere oder für alle gleichzeitig. Mit der offiziellen Erlaubnis von Pilgerfahrten hat der Papst vor allem eine seelsorgerische Entscheidung getroffen angesichts des „beträchtlichen Zustroms nach Medjugorje und der reichen Früchte der Gnade, die daraus entstanden sind“, so der Vatikan. Über die Echtheit der Marienerscheinungen fällte der Vatikan bislang kein abschließendes Urteil. Papst Franziskus scheint nach eigenen Aussagen dahin zu tendieren, die frühesten Visionen als authentisch anzuerkennen.

Mit der Erlaubnis offizieller Pilgerfahrten nach Medjugorje geht Franziskus einen Schritt über die bisherige Haltung der Kirche hinaus. In den 1990er-Jahren befand die römische Glaubenskongregation noch, Pfarreien und Diözesen dürften keine offiziellen Pilgerfahrten in den herzegowinischen Ort organisieren. Der Theologe Andrea Tornielli, redaktioneller Verantwortlicher der Vatikan-Medien, verwies auf die positive Bewertung der Volksfrömmigkeit durch Franziskus in seinem Schreiben „Evangelii gaudium“ (2013). Weiter zitierte er auf der Internetseite „Vatican News“ eine frühere Interview-Aussage des Papstes: „Ich glaube, dass in Medjugorje Gnade ist. Das lässt sich nicht leugnen. Es gibt Menschen, die sich bekehren.“


Aus: PUR-magazin 6-2019, Foto: Christoph Hurnaus