Glaube, Vernunft und schwarze Löcher

Der Astrophysiker und bekennender Christ Heino Falcke stellte das erste Foto eines „schwarzen Loches“ in Brüssel vor und erklärt, dass Glaube und Naturwissenschaft zusammen passen.

Dass Glaube und Naturwissenschaft zusammenpassen, davon gibt sich der deutsche Astrophysiker und bekennende Christ Heino Falcke (Nijmegen/Niederlande) auf Anfrage gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur „idea“ überzeugt. Anlass für die Anfrage war das erste Foto von einem sogenannten schwarzen Loch. Falcke gehört zu den Wissenschaftlern, denen die Aufnahme gelang. Er stellte die Ergebnisse am 10. April in Brüssel vor. Schwarze Löcher verschlucken alles. Aufgrund ihrer hohen Masse lassen sie auch kein Licht entkommen und sind dadurch praktisch unsichtbar. Ihr „Schatten“ aber ist erkennbar. Er persönlich, so Falcke, empfinde die Aufnahmen als Meilenstein: „Schwarze Löcher haben wir bisher immer indirekt wahrgenommen. Jetzt sehen wir die Gegend, in der Licht verschwindet.“ Das sei eines der Grundmerkmale schwarzer Löcher und nun zum ersten Mal sichtbar. Schwarze Löcher seien lange Zeit umstritten gewesen. Es habe sich aber gelohnt, hartnäckig zu suchen: „Vielleicht ist das auch eine schöne Parabel für den Glauben: Suchet, so werdet ihr finden (Matthäus 7,7).“ Sowohl Glaube als auch Naturwissenschaft regten dazu an, nach den tiefen Ursachen der Welt zu suchen. Die Wissenschaft könne bis zu bestimmten Grenzen, aber nie bis zum wahren Ursprung der Welt vordringen: „Der Glaube sieht weiter und tiefer. Die Wissenschaft aber zwingt uns, uns selber und die Welt immer wieder kritisch zu hinterfragen.“

Der Urknall und schwarze Löcher bildeten in der heutigen Kosmologie den Anfang und das Ende von Raum und Zeit: „Wir können nicht vor den Urknall schauen und nicht in schwarze Löcher hinein.“ Die Frage nach dem Ursprung werde darum immer eine Glaubensfrage bleiben. Auch Gott sei nicht beweisbar. Das Einzige, was dabei für ihn zähle, sei, dass Gott ein Ja zu ihm und er ein Ja zu Gott gesprochen habe: „Das ist eine Glaubensentscheidung. Glauben heißt, so zu leben, als ob Gott wirklich da wäre und dann festzustellen, dass er es tatsächlich ist.“ Wer glaube, brauche darum vor der Naturwissenschaft keine Angst zu haben. Der dreifache Vater Falcke wohnt in Frechen und ist ehrenamtlicher Prädikant der Evangelischen Kirche im Rheinland. Hauptberuflich ist er Professor für Astrophysik an der niederländischen Radboud-Universität in Nijmegen. Er gehört zu den Initiatoren des Radioteleskopnetzwerks Event Horizon. Dem Verbund von acht Observatorien gelang es gemeinsam, erstmals ein schwarzes Loch zu zeigen.


Aus: PUR-Magazin 5-2019, Foto: Reuters